Into the Fjord

Eine arktische Reise mit Oktawian Górnik

"Kalte Luft, Eisberge und scharfe Berggipfel"

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Ankunft in Ostgrönland

Eine Woche lang in der Abgeschiedenheit Ostgrönlands zu segeln, fühlte sich unwirklich an.
Die Ankunft in Grönland war für mich eine völlig neue Erfahrung. Ich war schon mehrfach auf Svalbard und auf Island, aber dieser arktische Ort war noch unentdeckt und wartete nur auf den richtigen Moment, um entdeckt zu werden.

Es ist üblicher, an die Westküste Grönlands zu reisen, wo sich auch die Hauptstadt Nuuk befindet. Die Ostküste hingegen, wohin wir uns aufmachten, ist noch immer sehr abgelegen und schwer zugänglich. Unser kleines Flugzeug landete auf einer unbefestigten Landebahn – mitten in unberührter Wildnis. Der Flughafen Nerlerit Inaat (auf Englisch Constable Point) besteht aus zwei kleinen Gebäuden.

Einige Stunden vor der Landung war noch unklar, ob wir unser Ziel überhaupt erreichen würden, da unser Charterflug kurzfristig abgesagt wurde. In dieser Region Grönlands hatte es zuvor geregnet, und die Landebahn war durch das Wasser aufgeweicht, was eine potenzielle Gefahr für die Landung darstellen würde. Zum Glück gab die örtliche Crew nach einer weiteren Prüfung grünes Licht, und unser kleines Flugzeug hob mit nur wenigen Stunden Verspätung von Island ab.

Auf dem Weg durch Kangertittivaq

Als wir uns Grönland näherten, war es unglaublich, die ersten kleinen weißen Punkte im tiefblauen Wasser zu sehen. Ich hatte noch nie zuvor Eisberge aus der Nähe gesehen. Am Constable Point wurden wir von unserem Guide empfangen, der den Segelveranstalter North Sailing vertrat. Nach einer kurzen Einführung in die lokalen Regeln machten wir uns auf den Weg zu den Booten, die in der nahen Bucht vor Anker lagen.

Da unser Flug verspätet war, segelten wir direkt los, im bläulichen Dämmerlicht der Blauen Stunde, vorbei an zerbrochenem Eis. In Richtung des Fjordsystems Kangertittivaq . Scoresby Sund, wie es auf Englisch heißt, ist einer der größten Fjorde der Welt. Er erstreckt sich über bis zu 350 Kilometer und reicht an manchen Stellen bis zu 1450 Meter in die Tiefe. Sein Name ehrt den englischen Entdecker William Scoresby, der das Gebiet im Jahr 1822 detailliert kartierte.

Je weiter wir in den Fjord hineinsegelten, desto größer und zahlreicher wurden die Eisberge. Das kleine Holzboot, umgeben von Eisbergen, war eine Woche lang unser Zuhause. Acht Teilnehmer und vier Crewmitglieder.

Stille Tage an Deck

Am zweiten Segeltag erreichten wir ein kleines Archipel namens Bear Islands. Hier trafen wir auf den größten Eisberg der gesamten Reise. Er war so riesig, dass er aus der Ferne wie ein Berg aussah. Es fühlte sich an, als wäre er der König aller Eisberge. Wir segelten um ihn herum und sahen, wie Teile seiner Wände ins Wasser stürzten, begleitet von donnerndem Grollen und Wellen.

In den folgenden Tagen segelten wir weiter in den Fjord hinein und genossen die sich ständig verändernde Landschaft. Die Ruhe dieser wilden Natur stand im starken Kontrast zu den scharfen Berggipfeln, die zu beiden Seiten des Fjords emporragten. Überall trieben Eisberge, veränderten ständig ihre Formen und Größen. Jeder neue Tag zeigte ein anderes Gesicht des Fjordsystems. An Land zu gehen war faszinierend, dort wuchsen Pflanzen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.

Ohne Internetverbindung waren die langen Tage an Deck gefüllt mit Gesprächen, häufigen Drohnenflügen und Fotografie. Eine Woche fühlte sich an wie eine viel längere Zeitspanne – ein Abenteuer, das man noch viele Jahre in Erinnerung behalten wird.

Oktawian Górnik

Fotograf und Filmemacher mit Sitz in Oslo. Inspiriert von nordischer Ästhetik verbindet er Studio-Präzision mit der Ruhe und Wildheit der Natur.